- Isabell Gielisch
- 2. Aug. 2018
- 4 Min. Lesezeit
Yes. Ich tue es. Ich gebe auch noch meinen sprichwörtlichen Senf zu diesem gigantischen Senfhaufen an Debatten, Artikeln und Meinungen, der sich schon über Instagram angehäuft hat, dazu. Aber es ist einfach ein Thema, mit dem ich mich in letzter Zeit viel auseinander setze.
Also fangen wir mal ganz von vorne an:
Wenn man sich den Wikipedia Eintrag über Instagram durchliest, findet man folgendes vor:
Instagram ist ein kostenloser Online-Dienst zum Teilen von Fotos und Videos (…). Nutzer können ihre Fotos und Videos mit Filtern versehen. In Anlehnung an die Kodak Instamatic und an Polaroid-Kameras hatten mit Instagram gemachte Fotos und Videos ursprünglich eine quadratische Form. Instagram ist eine Mischung aus Microblog und audiovisueller Plattform und ermöglicht es, Fotos auch in anderen sozialen Netzwerken zu verbreiten. Quelle: Wikipedia
Klingt zunächst einmal nach einer unterhaltsamen Plattform im Internet, auf der man Bilder hochladen und sich die Zeit vertreiben kann.
Soweit so gut. Aber so unbedeutsam wie sich das anhört, ist Instagram schon längst nicht mehr. Instagram ist über die letzten 2 Jahre zu einem Giganten herangewachsen.
1 Milliarde aktive Nutzer. Die Gesamtbevölkerung der Erde beträgt derzeit rund 7,6 Milliarden Menschen. Wenn man also davon ausgehen würde, dass jeder dieser Nutzer eine Privatperson darstellt (die 2. Profile vernachlässigen wir mal an dieser Stelle 😉 ), würde das bedeuten, dass jeder 7,6 Mensch ein Instagram Profil hat. Diese Zahl ist unvorstellbar.

Instagram ist allgegenwärtig. Sekündlich werden neue Stories und Bilder gepostet. Ständig kann man sich neuen Content von Freunden, Bekannten, Bloggern und Stars anschauen, nahezu in Echtzeit. Das fasziniert. Man hat das Gefühl ganz nah am Leben seiner Vorbilder dran zu sein. Ständig passiert dort etwas vermeintlich spannendes und aufregendes, was dazu führt, dass man sich in regelmäßigen Zeitabständen up to date hält. Das geschieht mittlerweile schon gar nicht mehr bewusst, sondern einfach automatisch.
Die S-Bahn kommt erst in 2 Minuten? – Really? Erstmal Instagram abchecken. Netflix lädt gerade noch? – Erstmal Instagram abchecken. Das Gerede von meinem Gegenüber langweilt.- Erstmal Instagram abchecken.
Das ist doch nicht normal! Was haben die Menschen früher in solchen Situationen getan? Woher kommt dieser Drang ständig bestmöglich unterhalten zu werden?
Menschen unter 25 Jahren verbringen durchschnittlich mehr als 32 Minuten pro Tag auf Instagram. Quelle: https://allfacebook.de/instagram/instagram-nutzer-deutschland
Das klingt zunächst einmal gar nicht so lange. Aber wenn man das mal hochrechnet kommt man auf ca 15 Stunden im Monat. 15 Stunden, die man sicherlich auch sinnvoller nutzen könnte. Und das in einer Zeit, wo angeblich niemand Zeit für irgendetwas hat. #nevernotworking
32 Minuten pro Tag ist sogar trauriger weise vermutlich mehr Zeit, als man bewusst an einem durchschnittlichen Tag mit seinen Eltern redet.
Ich denke, es ist an der Zeit sein Konsumverhalten von Instagram & Co zu überdenken. Natürlich macht es was mit einem, wenn man sich täglich 32 Minuten dieser Reizüberflutung aussetzt.
Frage dich mal ehrlich: Fühlst du dich nach der Nutzung von Instagram besser?
Ich würde behaupten in 90 % der Fälle lautet die Antwort: Nein.
Im Grunde kann man täglich an Leben von Menschen teilhaben, welches in keinster Weise der Realität entspricht. Denn natürlich sieht man auf Instagram auch nur einen Bruchteil, und zwar den aufregendsten, glamourösesten und schönsten Bruchteil der Wirklichkeit. Dieser wiederum wird durch tausend Filter gejagt um es mit Glitzer und Konfetti bestreut, wieder auszuspucken.
Das an sich wäre auch gar kein Problem. Aber der springende Punkt ist, dass man seine gesamte Realität mit all den Höhen und Tiefen mit der konzentrierten Crème de la Crème aus dem Leben der anderen vergleicht. Und obwohl man sich dessen natürlich weitestgehend bewusst ist – frustriert es.
Eine aktuelle Studie, für die 1500 14- bis 24-Jährige befragt wurden, besagt, dass ein enger Zusammenhang zwischen der Nutzung von Social Media und der Entwicklung von Depressionen und Angststörungen besteht. Quelle: https://www.welt.de/icon/partnerschaft/article174943467/Social-Media-Instagram-nervt-So-macht-die-App-endlich-wieder-Spass.html
Ich finde wir alle sollten anfangen, Instagram bewusster zu konsumieren & uns darüber im Klaren sein, was das auf Dauer mit uns machen kann. Zu einem Großteil sind das unterbewusste Prozesse, die wir vielleicht noch nicht einmal richtig wahrnehmen.
Warum nehmen wir alle Instagram so Ernst? Machen uns ewig Gedanken darüber wann wir was, wie posten. Mit welcher Sättigung, welchem Kontrast. Mit welcher möglichst tiefgründigen, provokativen oder sonstiger Caption.
Denn heutzutage macht man das nicht nur wenn man Influencer oder Blogger ist, sondern auch als Privatperson. “Produziert” Fotos im Urlaub, auf der Arbeit, im Alltag, auf denen aber klar man selber im Vordergrund steht. Wozu? Woher kommt dieser Drang der Selbstdarstellung?
Ich denke jeder sollte sich mehr Gedanken darüber machen, was für ein Bild man von sich auf Instagram vermitteln möchte. Ich persönlich, will dort nicht als eine Person erscheinen, die ich eigentlich nicht bin. Allerdings scheint genau das normal geworden zu sein. Wenn man durch sein Instagram scrollt scheint jeder 2. zwanghaft zu versuchen in das Bild des durchtrainierten, dauerreisenden Partyblondchens zu passen, das sich super selbstbewusst gibt und never not working ist. Gleichzeitig will natürlich jeder auch ganz individuell und einzigartig sein. Aber genau das ist man dann einfach nicht. Wenn man einzigartig sein will, muss man endlich damit aufhören diesem “Ideal” nachzueifern, sondern einfach mal Mut zeigen und sich so geben wie man ist. – Alle anderen gibt es schon. (Um es mal im Stil einer beliebten Instagram Caption zu auszudrücken #deep)
Hier noch ein paar Tipps von mir, wie Instagram endlich wieder Spaß macht:
Zunächst einmal denjenigen Accounts entfolgen, die dir einfach kein gutes Gefühl mehr geben. Warum solltest du dir täglich diese Bilder anschauen?
Als nächstes: Mach dich frei von Gedanken wie: Bringt das Likes? Was könnten andere von mir denken? Wie kommt das rüber?- Poste das worauf du Lust hast! Und verschwende keine Gedanken mehr an solche unnötigen Dinge!
Scheiß auf “Instagramregeln”, wie bestimmte Postingzeiten und -tage und sonstige “Richtlinien” Wozu nutzt du Instagram? Um Spaß zu haben! Also hab den auch 😀
Ich persönlich versuche Instagram einfach wieder so zu nutzen, wie es eigentlich gedacht war: als Ort der Inspiration und der Kreativität. Es ist nicht mehr und nicht weniger für mich.
Das Wichtigste zum Schluss: Im Endeffekt ist Instagram nur eine unwichtige App in den Tiefen des Webs. Vergiss das nicht. Es gibt noch eine reale Welt da draußen. Geh raus.

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