top of page

Freizeitstress

  • Autorenbild: Isabell Gielisch
    Isabell Gielisch
  • 27. Feb. 2019
  • 3 Min. Lesezeit

Ich habe gerade Semesterferien und hatte mich auf eine entspannte Woche gefreut. Sport machen, Freunde treffen und vor allem ganz viel Zeit für mich allein – eben Dinge tun, die in der Klausurenphase etwas zu kurz gekommen sind. Alles ganz stressfrei und ruhig. Soweit die Vorstellung. In der Realität sah das Ganze irgendwie anders aus. Ich hatte sehr viele Verabredungen und bin teilweise von einem “Freizeittermin” zum nächsten gehetzt. Ich war 2 mal im Yogastudio, 3 Mal Kaffee trinken, 2 Mal Mädlsabend, hab 3 Freunde getroffen, die ich schon länger nicht mehr gesehen habe, 2 mal spazieren mit meiner Mama und auf einer Party. Zeit für mich allein und Entspannung war da wenig. Natürlich war es schön und ich bin dankbar für die Zeit, aber richtig genießen konnte ich es irgendwie auch nicht. In Gedanken war ich ab und zu schon beim nächsten Punkt meines Tages und gar nicht richtig im Moment.

Jetzt ist Sonntag und ich habe nichts vor. Es fühlt sich an, als könnte ich endlich tief durchatmen. Verschnaufpause.

Ich bin zwiegespalten, was Freizeitstress angeht. Einerseits, ist es ein gutes Gefühl die Zeit so gut und effektiv genutzt zu haben. Aber ist nicht genau das, nicht der Sinn von Freizeit? Effektivität. Produktivität. Es ist auch wunderschön mal ein bisschen Zeit zu verschwenden. Aber genau diese Fähigkeit ist mir irgendwie abhanden gekommen. Was man als Kind noch so gedankenverloren dauer-praktiziert hat, wird zu einer immer größeren Herausforderung.

Natürlich ist auch an dieser Stelle das gute alte Smartphone nicht unschuldig (eigentlich ist es sowieso an allen Problemen schuld). Aber wenn man es sich mal überlegt, ist man nie nur alleine in seinem Zimmer, so wie früher. Früher haben maximal Eltern oder nervige Geschwister die wohlverdiente Ruhe gestört. Oder Freunde die an der Tür geklingelt haben. Good old times.

Heute ist man immer erreichbar für sämtliche soziale Kontakte und darüber hinaus. Somit sieht man sich ständig genötigt zu kommunizieren. Über 24 Stunden nicht antworten = du stehst in meiner Prioritätenliste gaanz unten. Natürlich passiert das öfter mal und es ist auch kein Verbrechen, aber ein schlechtes Gewissen bleibt trotzdem.

Wie soll da noch ein Gefühl von Ruhe und Alleine sein aufkommen?

Natürlich muss auch eine gewisse Bereitschaft meinerseits da sein, in Kommunikation zu gehen. Man könnte das böse Smartphone auch ausschalten und wegsperren. Aber wirklich umsetzen tut man oder zumindest ich das leider nicht.

Ich habe immer gedacht ich kann super alleine sein. Aber vielleicht stimmt das ja auch gar nicht (mehr) ?

Durch Social Media wird einem impliziert Freizeitstress wäre ein notwendiges Ideal der Lebensgestaltung. Jeden Tag ein neues Highlight, bloß keine Langeweile. Da wären wir wieder: Produktivität, Effektivität. Freizeitstress ist das neueste It- Piece, mit dem man sich schmückt. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde das hat keinen Einfluss auf mich.

Aber wie viel Wahrheit steckt dahinter? Ist Freizeitstress gleichzusetzen mit einem vielseitigen, reichhaltigen Leben? Ich denke diese Frage kann man ganz klar mit Nein beantworten. Die Eindrücke rauschen nur so an einem vorbei und man kann den Moment, das Hier und Jetzt, in dem man sich befindet gar nicht richtig wahrnehmen, geschweige denn genießen.

Gerade das, ist nicht der Sinn und Zweck von Freizeit. Freizeit sollte Entschleunigen. Die Schnelllebigkeit des Alltags abbremsen. Das ist einfacher gesagt als getan. Ein unverplanter Tag, macht mir schon fast Angst. Ich habe Angst vor Langeweile, einen Tag zu “verschwenden”.

Und so passiert mir eine Woche, wie ich sie oben beschrieben habe. Eine richtige Strategie wie ich mir selber diesen Druck und die Angst nehmen kann, hab ich noch nicht gefunden.

Aber wie immer muss man kleine Fortschritte machen. Und eine Sache ist mir über die letzten Monate gelungen, auf die ich sehr stolz bin: Ich habe mir den Druck genommen Freitags und Samstags Abends ausgehen zu müssen. Wenn ich zu mir ehrlich bin, war ich nie das krasse Partygirl, dessen Leben sich auf dem Dancefloor abspielt. Ich habe mich da irgendwie etwas reinschubsen lassen und mir selber etwas vor gemacht. Seit ich in mich reinhöre und mich frage, ob ich heute Lust habe auszugehen und die Antwort “ja” ist : super, let’s get the Party started. Ansonsten kann ich auch sehr gut einen entspannten Abend verbringen. Auch ganz alleine. Zu Hause, in meinem Zimmer. Und was soll ich sagen, es fühlt sich sogar etwas Bad-Ass mäßig an. So als würde ich heimlich etwas Verbotenes machen. Und dann feier ich einfach mich selber – für meine 0 Fucks. In Kuschelsocken.

 
 
 

Comentários


Isadrinkscoffee

  • Pinterest
  • Instagram

© 2020 isadrinkscoffee.
Erstellt mit Wix.com

Danke für die Nachricht!

bottom of page