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The life-changing magic of Second-Hand-Shopping

  • Autorenbild: Isabell Gielisch
    Isabell Gielisch
  • 1. Sept. 2019
  • 3 Min. Lesezeit

Kleidung in Second-Hand-Läden kaufen, Flohmärkte besuchen, Kleider-Kreisel durchstöbern… Was als lustiges Hobby angefangen hat, ist für mich mittlerweile nach und nach zur Selbstverständlichkeit geworden. Es ist seltsam surreal, wenn ich daran zurückdenke, wie gedankenlos ich früher in all die üblich verdächtigen Geschäft der großen Ketten gelaufen bin und relativ wahllos Kleidung gekauft habe. So durch eine Einkaufsstraße zu laufen, wäre für mich heute nicht mehr möglich. Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass ich das Interesse daran verloren habe. Wenn ich heute die Logos der großen Marken sehe, denke ich nicht mehr einfach an Kleidung sondern an billig produzierte Kleiderberge, menschenverachtende Arbeitsbedingungen, Haufen von Plastikmüll und eine unangenehme Kaufatmosphäre. Zu laute Musik und Kleidung, die achtlos auf dem Boden liegt. Nicht zuletzt gestresstes, schlecht gelauntes Personal. Womit ich keine Kritik an den Verkäufern ausüben möchte, ich selber habe eine Zeit lang in einem solchen Geschäft gearbeitet und weiß, dass die beschriebene Atmosphäre und zumeist kein Tageslicht nicht gerade die stimmungsaufhellend wirkt. Lange Rede kurzer Sinn: Nach und nach ist für mich die Liste an Argumenten, die gegen das Einkaufen in solchen Läden sprechen immer länger geworden.

Pulli: FB Sister via Kleider-Kreisel, Top: H&M (alt), Bundfalten-Hose: Mango via Kleider-Kreisel, Schmuck: teils H&M (alt), teils von meiner Oma

Zum einen kann ich es einfach nicht mehr mit meinem Gewissen vereinbaren, Kleidung in diesen Läden zu kaufen und somit menschenunwürdige Arbeitsbedingungen, Ressourcenverschwendung und CO2 Ausstoß in ungewissen Mengen zu unterstützen. Die beschriebene, unschöne Atmosphäre in den meisten Läden erledigt den Rest. Ich für meinen Teil habe festgestellt, dass mir ein auf 2 Euro reduziertes Top, das ich von einem staubigen Boden aufgehoben und nach 20 Minuten warten in einer schlecht ausgeleuchteten Umkleidekabine anprobiert habe, kein gutes Gefühl gibt. Ich möchte Kleidung mit gutem Gewissen tragen können, die mir ein gutes Gefühl gibt. Ich möchte zurück zu einem Gefühl der Wertschätzung, das ich meiner Kleidung entgegenbringe. Genau dieser Punkt fehlt meiner Meinung nach vielen Menschen heutzutage: Wertschätzung gegenüber ihrem Besitz. Es geht darum, dass man sich bewusst überlegt, ob man dieses Teil kaufen möchte: Brauche ich es? Bereichert es mein Leben/ meinen Kleiderschrank? Wenn man all diese Fragen mit ja beantworten kann, sollte man auch bereit sein einen angemessenen Preis dafür zu zahlen. Ansonsten sollte man wieder zu den Fragen zurückkehren.

Schuhe: Fila Disruptor via Kleider-Kreisel

Als Modeliebhaber will ich natürlich dennoch nicht darauf verzichten, neue Trends zu tragen und mir neue Kleidung zu kaufen. Mode ist ein Hobby für mich, es macht mich glücklich neue Outfits zu kombinieren und mich täglich neu zu erfinden. Das ist ein Luxus, den ich mir gönne. Allerdings möchte ich das mit einem einigermaßen guten Gewissen tun. Das beste für die Umwelt wäre natürlich das zu nutzen, was man bereits besitzt – keine Frage. Was das angeht könnte ich mich definitiv noch verbessern, das gebe ich offen zu. Ich habe großen Respekt vor Minimalisten, aber das ich bin ich leider (noch?) nicht. Dazu macht es mir zu großen Spaß, Mode zu durchstöbern und neue Trends zu tragen. Daher ist die beste Option für mich Second-Hand zu kaufen. Vintage- bzw. Second-Hand- Shops, Flohmärkte und nicht zuletzt Kleider-Kreisel sind die Orte, an denen ich nun hauptsächlich nach Kleidung suche. Gerade dieser Prozess der Suche, der für viele vielleicht lästig erscheint, ist für mich sehr reizvoll. Es ist im Grunde jedes Mal wie eine kleine Schatzsuche, da es meist nur Einzelteile sind, die angeboten werden. Wertschätzung gegenüber dem Kleidungsstück ist also auf jeden Fall gegeben, wenn man nach längerer Suche fündig geworden ist. Zudem wurden keine neuen Ressourcen aufgewendet, um diese Teile zu produzieren und nicht zuletzt ist die Kaufatmosphäre eine sehr viel angenehmere. Manchmal kommt sogar die ein oder andere Geschichte zu Stande und man verbindet schöne und lustige Erlebnisse mit dem Kleidungsstück. Ich erinnere mich gerne daran zurück, wie ich meine schwarze Lederjacke auf einem Flohmarkt bei einem kleinen, zierlichen Mann namens Helmut für 4 Euro gefunden habe (Schnäppchen-Freude-Gefühl hoch 1000). Wer kann das schon über seine Jacke behaupten? Oder das geblümte Sommerkleid, dass ich bei einem Hinterhofflohmarkt einer Omi abgekauft habe. Man merkt, die Teile haben schon einiges erlebt und ihre ganz eigene Geschichte.

Und abschließend: Natürlich bin auch ich keine Heilige (wer hätte es gedacht) und falle ab und zu in alte Muster zurück. In schwachen Momenten finde ich mich in den Läden der üblichen, verdächtigen großen Ketten wieder – allerdings nicht ohne schlechtes Gewissen und mit dem vollem Bewusstsein, dass ich gerade eine schlechte Entscheidung treffe. Aber ich muss auch sagen, dass es wirklich immer seltener vorkommt und ich mich stetig bessere. Was ich damit sagen will: Niemand muss von heute auf morgen sein komplettes Leben umkrempeln. Es geht darum es Schritt für Schritt besser zu machen. Und als kleiner Schlussgedanke: Viele Menschen, die es teilweise richtig machen, wiegen viel mehr als eine Handvoll Leute, die es komplett richtig machen!

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